Ein Brief, der zeigt, dass LOA funktioniert
Hallo Beatrice,
ich weiß nicht, ob Du Dich noch an mich erinnerst….
Mein Name ist Marlena Langer. Ich bin im Sommer 2009 mit Dir per Mitfahrgelegenheit… Wir hatten uns über das Schreiben unterhalten und über meine Studienpläne. Am Ende haben wir Daten ausgetauscht. Ich hab‘ auch immer wieder an Dich gedacht, aber in der Zwischenzeit passierte so unglaublich viel in meinem Leben, dass ich leider erst jetzt dazu komme, mich endlich mal bei Dir zu melden… schreibe ich nun frei und zwar darüber, was seit diesem Abend in meinem Leben alles passiert ist… ;o)
Zurück in meiner Heimatstadt sendete ich zwei Studienbewerbungen nach raus. Für beide Studiengänge sah es mit einer Zusage nicht sonderlich rosig aus, dank extrem hoher NC’s (1,1 und 1,6 im Wintersemester zuvor). Aber: „Auf den Versuch kommt’s an!“, sage ich mir immer. Und um für den Ernstfall gewappnet zu sein, habe ich mich auch gleich über das Prozedere einer Studienplatzklage schlau gemacht. Und dann hieß es erstmal allgemein wieder warten. Wochenlang.
Im Grunde wartete ich nur noch, seit ich nach vier Jahren Abendgymnasium mein Abitur überreicht bekommen hatte. Warten auf den Beginn der Bewerbungsfristen für die Studiengänge in Deutschland im Juni, warten auf die Antworten der Unis bis August… Meinen Traum, ins Ausland zu gehen, bevorzugt in die finnische Hauptstadt Helsinki, geschweige denn im Ausland zu studieren hatte ich fürs Erste aufs Eis gelegt. Dann soll das eben später passieren, wenn ich in Deutschland „Skandinavistik“ studiert habe und auch schon Finnisch und Schwedisch sprechen kann. Mittlerweile hatte ich mich mit dem Gedanken mehr als angefreundet. Nun durfte nur im Falle einer Absage nichts bei der Studienplatzklage schief gehen. Aber sollte ich bis zur Zu- bzw. Absage der Unis wirklich daheim sitzen und warten? Nein, das konnte ich nicht! Das wollte ich auch nicht! Also recherchierte ich im Internet nach Sprachkursen, die möglichst auch in den Ländern selbst stattfanden.
Seit meinem 15. Lebensjahr, seit nunmehr 10 Jahren, träumte ich davon, eines Tages mal in Helsinki zu leben. Ich war noch nie in Finnland, aber dieses Land faszinierte mich ungemein. Ich recherchierte und recherchierte und recherchierte… Und ich fand auch einiges an Sprachkursen in den skandinavischen Ländern selbst.
Vor allem fand ich aber durch einen Fehler von Google einen Studiengang in Helsinki, der auf mich perfekt zugeschnitten zu sein schien und nicht zuletzt wurde dieser Studiengang auch komplett in englischer Sprache angeboten. Die Bewerbungsfrist war fast abgelaufen und ich hielt das Ganze für eine große, unerreichbare Angelegenheit, aber: „Auf den Versuch kommt’s an!“.
Und so trieb ich noch ganz schnell eine vereidigte Dolmetscherin auf, die mir mein Abiturzeugnis vom Deutschen ins Englische übersetzte. Viel Geld kostete mich diese Übersetzung und viel Geld kostete mich auch der Express-Versand meiner Studienbewerbung von Deutschland nach Finnland, aber: Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Ich wollte mir nur nicht eines Tages vorwerfen müssen, es nicht wenigstens versucht zu haben…
Nachdem ich die Bewerbung rausgeschickt hatte, vergaß ich das Ganze auch mehr oder weniger. Hier und da erzählte ich mal beiläufig von dieser Studienbewerbung, aber ich hatte so viele Pläne… Ich machte mir keinen besonders großen Kopf mehr um einzelne Dinge. Das ständige Warten darauf, dass endlich mal etwas in meinem Leben passierte, ermüdete mich auch mittlerweile. Ich tat nur das, was ich tun konnte, legte aber nach den jüngsten Rückschlägen und den allgemein düsteren Zukunftsaussichten nicht mehr meine ganzen Hoffnungen in eine einzelne Sache.
Dann, ein paar Tage später, hatte ich ganz unverhofft eine E-Mail in meinem Posteingang. Es war an einem Freitag und die Uni in Helsinki teilte mir mit, dass ich zur Aufnahmeprüfung eingeladen sei: „Bitte erscheinen Sie am kommenden Mittwoch zur Aufnahmeprüfung in Helsinki.“ Jesus Christ! Seit zehn Jahren träumte ich davon, eines Tages mal nach Helsinki zu reisen und nun MUSSTE ich dahin! Zu einer Aufnahmeprüfung für einen Studienplatz! Hatte ich überhaupt das Geld für einen so kurzfristigen Flug? Fragen über Fragen, doch letztlich war es eine Riesenchance, die ich einfach nutzen musste, und so buchte ich Hinflug und Hostel, ehe ich über all das wirklich nachdenken konnte.
Da ich eh schon unheimlich nervös wegen der Aufnahmeprüfung war, erzählte ich in meinem Umfeld kaum jemandem von der ganzen Sache. Meine engsten Freunde ließen es sich dennoch nicht nehmen, am Abend vor meinem Abflug eine Überraschungsabschiedsparty für mich zu schmeißen. Ob ihnen denn klar wäre, dass ich bloß zu einer Aufnahmeprüfung fliege, von der noch nicht einmal klar ist, ob ich diese überhaupt bestehen würde, fragte ich sie.
Meine Freunde kümmerte das wenig. Sie wollten mit mir meinen Abschied aus Deutschland feiern, weil sie überzeugt davon waren, dass ich die Aufnahmeprüfung bestehen würde: „Und dann kommst Du nie wieder!“ Ich musste schmunzeln. Es ist toll, solche Freunde zu haben… Freunde, die an einen glauben, wenn man selbst anfängt, sich vom Optimisten zum Pessimisten zu entwickeln…
Die Aufnahmeprüfungen waren in der Tat nicht schwer, ich hatte sie auch bestanden und das auch sehr gut, jedoch gab es einiges Hin und Her, als es um die Frage ging, ob ich nun einen Studienplatz bekäme oder nicht. Man redete vollkommen aneinander vorbei und niemand konnte mir eine wirkliche Auskunft geben. Ich verlängerte meinen Platz im Hostel von Tag zu Tag, den Rückflug hatte ich aus mir bis heute unerklärlichen Gründen auch noch nicht gebucht und ich ging jeden Tag aufs Neue zur Uni, um nachzuhaken, was denn nun mit einem Studienplatz für mich sei.
Und dann hieß es plötzlich: „Du willst hier studieren? Du willst hier wirklich studieren? Dann gehe JETZT in den Unterricht!“ Donnerwetter! Jetzt! Sofort! Tja, ähm… Natürlich tat ich das, auch wenn ich nicht wusste, wie mir geschah… Und dieser Zustand sollte noch in den nächsten Wochen und Monaten anhalten, inklusive aller erdenklichen Irrungen und Wirrungen, die das Leben mit sich bringt, wenn man halt mal eben so auswandert… „Du wirst die Aufnahmeprüfung bestehen… Und dann kommst Du nie wieder!“ Meine Freunde sollten Recht behalten. Ich hatte die Aufnahmeprüfung bestanden. Und mein Flugticket zur Aufnahmeprüfung nach Helsinki war ein One-Way-Ticket…
Tja, also ich lebe nun seit August in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Die beiden Antworten aus Deutschland kamen, als ich schon zwei Wochen in Helsinki studierte, und beides waren – wie erwartet – Absagen. Der NC für „Skandinavistik“ ist in diesem Wintersemester sogar auf 1,3 gestiegen. Verrückt, aber es sollte wohl alles so sein…
Mal einmal ganz abgesehen davon, dass ich mich ohnehin mal längst bei Dir gemeldet haben wollte…
Und so bin ich gespannt, was Du Neues zu berichten hast…
Bis dahin: Viele schöne Grüsse von Helsinki nach xxx :o)
Marlena
Ähnliche Beiträge:
- Mit und ohne Kohle
- Mit Kindermund zum Lachen
- Mit Kontakten Verbindung halten
- Mit Alibi zum Seitensprung
- Mit einer Spende kann einer kranken Stute geholfen werden
- Mit Pferdenachwuchs rechnen
- Mit und ohne Job – Was mag wohl besser sein?
- Mit oder ohne Partner glücklich?
- Mit Unterstützung für behinderten Schauspieler
- Mit neuem Vertrauen in eine erfüllte Partnerschaft
- Mit der 3 Monatsspritze verhüten
- Honda
- Mit der Maus Mode kaufen
- Opel
- Heike
Schreibe einen Kommentar